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Füßen einhergeht?" Das Orakel hatte aber geweissagt, daß
Theben erst dann von dieser Geißel befreit werden würde,
wenn jemand das Räthsel gelöst hätte. Schon Viele hatten
ihr Leben gewagt und noch immer hatte sich der rechte Mann
nicht gefunden. Da erklärte die Königin Jokaste, sie wolle
Hand und Krone dem geben, der das Räthsel lösen würde.
Auch Oedipus hatte von der Noth des Landes gehört.
Muthig begab er sich an den Berg, wo sich die Sphinx gerade
aufhielt, hörte das Räthsel und sein Scharfsinn fand sogleich
die Lösung. „Das Räthsel," sagte er, „ist ein Mensch: am
Morgen des Lebens kriecht er auf vier Füßen, Mittags steht er
auf zweien und am Abend nimmt er als dritten Fuß den Stab
zu Hülfe." Da stürzte sich die Sphinx überwunden in den
Abgrund und lag zerschmettert am Boden.
Der Sieger zog in Theben ein und empfing Jokastes Hand
und den Königsthron. Das Orakel war nun vollständig erfüllt,
ohne daß Oedipus eine Ahnung davon hatte. Zwanzig Jahre
führte er über Theben eine milde Herrschaft, als eine furchtbare
Pest ausbrach und viele Tausende hinraffte. Da kein Mittel
helfen wollte, fragte man das Orakel um Rath und erhielt den
Spruch, die Pest sei eine Strafe der Götter, weil des Lotos
/ 2wd unbestraft geblieben sei, und werde nicht eher aufhören, bis
der Mörder aufgefunden und bestraft sei. Oedipus stellte nun
Nachforschungen an, und diese führten allmählig zur Entdeckung
' «' des ganzen Geheimnisses: er erfuhr seine Herkunft, seine Aus-
■ , setzung, und die ganze unheilvolle Verkettung der Umstände lag
offen vor seinem Geiste da. Jokaste erhenkte sich aus Verzweif-
lung, Oedipus stach sich mit eigener Hand die Augen aus.
Erhalte zwei Söhne, Eteokles und Polpnikes, und
zwei Töchter, Antigone und Jsmene. Die beiden Söhne
sprachen über den unglücklichen Vater die Verbannung aus,
und so irrte der tiefgebeugte Greis, von Allen verlassen, nur
geführt von der Hand seiner treuen Tochter Antigone, von
Ort zu Ort. Endlich gelangte er zu dem Flecken Kolonos
bei Athen, und ließ sich in einem Haine der Eumeniden (Furien)
nieder, den kein menschlicher Fuß betreten durfte. Der athe-
nische König Theseus gewährte ihm hier eine sichere Zufluchts-
stätte. Der vielgeprüfte Dulder war indessen durch seine
Leiden mit den Göttern ausgesöhnt und das Orakel hatte
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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geweissagt, daß das Land herrlich aufblühen werde, das die
Gebeine des greisen Oedipus in seinem Schoße bergen würde.
Da schickten des Oedipus Söhne und ließen den arg geschmähten
Vater zur Rückkehr nach Theben einladen: der aber sprach
den Fluch über die herzlosen Söhne aus und blieb an der
Stätte, ite ihn gastlich aufgenommen, und wo er bald zur
ewigen Ruhe eingehen sollte. Ein Donnerschlag erdröhnte,
die Erde öffnete sich und nahm den Lebensmüden in ihre stille
Behausung aus. Seine Ruhestätte blieb ein Geheimniß, s-
An Oedipus Söhnen ging des Vaters Fluch nur zu bald
in Erfüllung. Sie hatten einen Vertrag geschlossen, wonach
sie ein Jahr ums andere abwechselnd die Herrschaft führen
wollten. Der ältere, Eteokles, weigerte sich jedoch nach Ablauf
des ersten Jahres den Thron abzutreten und vertrieb den
jüngeren, Polynikes, aus dem Lande. Er ging nach Argos,
wo König Adrastos herrschte, heirathete dessen Tochter und
bewog ihn zu einem Rachezug gegen seine Vaterstadt. Dies
ist der berühmte Zug der Sieben gegen Theben, der so genannt ¡y/,.,,
wird, weil außer Adrastos und Polynikes noch fünf andere Hel-^
den daran Theil nahmen. Unter diesen hebt die Sage besonders
den Ampchiaraos hervor. Er wünschte sich dem Zuge zu
entziehen, weil ihm seine Sehergabe den unglücklichen Erfolg
und seinen eigenen Untergang voraus verkündigte, aber seines ?
Gemahlin Criphy le ließ sich von Polynikes durch ein
denes Halsband bestechen und verrieth seinen Schlupfwinkel.
Nun konnte er nicht umhin, sich dem Zuge anzuschließen, in
dem sich seine Weissagung erfüllte. Die Thebaner geriethen
zwar anfangs in schwere Bedrängniß, aber der freiwillige
Opfertod eines Sohnes des Kreon, des Menökeus, der
sich von der Stadtmauer herabstürzte, beseelte sie mit neuem
Muthe, so daß sie die sieben argivischen Helden, von denen
jeder eines der sieben Thore Thebens bestürmte, zurückschlugen.
Alle, mit Ausnahme des Adrastos, verloren das Leben: den
Amphiaraos verschlang sammt seinem Streitwagen die Erde;
Eteokles und Polynikes fielen beide im gräßlichen Brudermorde*).
Nach diesem blutigen Ausgang übernahm Kreon, des
*) Zehn Jahre später belagerten die Söhne der gefallenen Helden
(die Epigonen, d. h. Nachkommen), um ihre Väter zu rächen, Theben
von neuem, und eroberten es für Thersander, des Polynikes Sohn.
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26
Oedipus Schwager, die Negierung von Theben. Aber der
Fluch der Götter ruhte noch nicht im thebanischen Königshause.
Kreon ließ den Leichnam des Eteokles bestatten, befahl aber
bei Todesstrafe, den Leichnam des Polynikes unbeerdigt liegen
zu lassen, den Hunden und Vögeln zum Fraß. Nun gebot
eine fromme Sitte den Griechen, keinen Todten unbestattet zu
lassen, weil er sonst nach ihrer Vorstellung in der Unterwelt
nicht zur Ruhe gelangen konnte. Antigone fühlte sich in ihrem
Herzen verpflichtet, die Satzungen der Götter höher zu achten,
als die Befehle eines irdischen Königs. Sie bestattete heimlich
den Leichnam ihres Bruders, ward aber alsbald auf der
That ertappt und vor den König geführt. Furchtlos bekannte
sie ihre That und ihren Grundsatz. Der strenge Herrscher
verurtheilte sie und ließ sie abführen, um lebendig eingemauert
zu werden. Da erschien der blinde Seher Tiresias und änderte
t / durch seine unheilvollen Prophezeiungen des Königs harten
st, / Sinn. Kreon eilte jetzt, Antigone zu befreien. Allein zu spät!
I ^ In ihrer Verzweiflung hatte sich die Jungfrau bereits mit Hülfe
ihres Schleiers erhenkt, und ihr Bräutigam Hämon, Kreons
Sohn, durchbohrte sich bei dem Anblick des herannahenden
grausamen Vaters mit dem Schwerte. Vom tiefsten Schmerze
überwältigt über den herben Verlust, den ihm sein Starrsinn
bereitet, ging er nach Hause, wo neuer Jammer seiner harrte:
seine Gattin Eurydice, von Antigonens und Hämons Ende
schon benachrichtigt, hatte sich selbst den Tod gegeben und lag in
ihrem Blute da. Zu spät erkannte Kreon, daß der Starrsinn,
mit dem er seinen Willen den ewigen Satzungen der Götter
entgegengestellt, den Untergang seines Hauses herbeigeführt
hatte. Es blieb ihm nichts übrig, als mit Ergebung zu er-
tragen, was ihm das Schicksal auferlegte.
Der Trojanische Krieg. /t
(1194—1184 v. Chr.)
1. Oie Hochzeit des peleus und der Thetis.
Als Peleus, König von Pythia in Thessalien seine
Vermählung nrit der Meergöttin Thetis feierte, waren alle
Götter und Göttinnen zum Feste eingeladen, außer Eris,
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33
selbst Theil nahmen, je nachdem sie den Troern oder Griechen
hold waren. Ares brüllte wie ein Sturm, Eris tobte durch
die Schaaren, dazu donnerte Zeus vom Olymp, und Poseidon,
der Beherrscher des Meeres, erschütterte die Erde, daß Pluto
selbst in seinem unterirdischen Reich erschrak. Während die-
ses Götterkampfes suchte Achilles den Hektor, den jedoch
Apollo in einen Nebel hüllte und dem anstürmenden Götter-
sohne entzog. Dagegen wüthete er unter den andern Feinden,
seine Rosse trabten stampfend über Schilde und Leichname
dahin, die Achse seiner Wagenräder troff von Blut, und bis
zu den Rädern des Sitzes spritzten die Tropfen empor. So
drängte er die Fliehenden in den Strom Skamander und
stürzte sich mit dem Schwerte ihnen nach. Bald röthete sich
das Wasser von Blut, seine Hände wurden starr vom Mor-
den, und der Stromgott Skamander selbst ergrimmte ob des
entsetzlichen Würgers. Der Strom fing an zu schwellen,
regte seine trüben Fluthen auf, warf die Getödteten mit Ge-
brüll ans Gestade, und seine Brandung schlug schmetternd
an das Schild des Achilles. Nur mit Mühe, über die Aeste
einer losgerissenen Ulme klimmend, erreichte er das Ufer,
aber der Flußgott rauschte ihm nach, die Wogen bespülten
seine Schultern und raubten ihm den Boden unter den Füßen.
Da flehte er Zeus um Erbarmen an gegen den Strom,
Athene (Minerva) verlieh ihm Kraft, daß er das Gefilde
wieder gewann. Aber der zornige Stromgott rief den be-
nachbarten Fluß Simois zu Hülfe, und erst als Hephästos
mit seinem Feuer die Bäume am Gestade anzündete, die
Fische von der Glut angstvoll nach frischem Wasser schnappten,
und der Strom endlich selbst in lichten Flammen wogte,
flehte er die Göttermutter um Mitleid an. Da löschte He-
phästos die Glut und Skamander rollte in seine Ufer zurück.
Achilles aber ruhte nicht eher vom Kampfe, bis er den
Hektor erlegt und seinem Hingeschiedenen Freunde ein Todten-
opfer gebracht hatte. Hierauf wurde der Leichnam des
Patroklos verbrannt und ihm zu Ehren glänzende Leichen -
spiele veranstaltet. Nur Hektors Leichnam lag wie ein Aas
auf dem Felde, und am frühen Morgen spannte Achilles
seine Roffe ins Joch, befestigte den Leichnam am Wagen und
schleifte ihn dreimal um das Denkmal des Patroklos. Doch
C t a ck e, Griech. Geschichte. 10. Stuft. 3
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52
würdest: dein Herz ist eisern! Aber denk' an mich, wenn die
Götter mich rächen, und am hohen Skäischen Thore du vom
Geschosse Phöbus Apollo's getroffen im Staube endest, wie
jetzt ich!'' Mit dieser Weissagung verließ Hektors Seele den
Leib und flog zum Hades hinunter. Achilles aber rief der
Fliehenden nach: „Stirb du, mein Loos empfang' ich, wann
Zeus und die Götter wollen!" So sprach er und zog den
Speer aus dem Leichnam, legte ihn bei Seite und zog die
eigene blutige Rüstung von den Schultern des Gemordeten.
Nun kamen aus dem Griechischen Heere viele Streiter her-
beigelaufen und betrachteten den Wuchs und die hohe Bil-
dung des todten Hektor bewundernd, und mancher sprach, ihn
anrührend: „Wunderbar, wie viel sanfter ist doch der
Mann nun zu betasten, als da er den Feuerbrand in unsere
Schiffe schleuderte!" Jetzt stellte sich Achilles mitten unter
das Volk und sprach: „Freunde und Helden! Nachdem die
Götter mir verliehen haben, diesen Mann hier zu bändigen,
der uns mehr Böses gethan hat, als alle Andern zusammen,
so laßt uns in unserer Rüstung die Stadt ein wenig aus-
kundschaften, um zu erforschen, ob sie uns wohl die Burg
räumen werden, oder ob sie es wagen, uns auch ohne Hektor
Widerstand zu leisten. Aber was rede ich? Liegt nicht mein
Freund Patroklos noch unbestattet bei den Schiffen? Darum
stimmt den Siegesgesang an, ihr Männer, und laßt uns vor
allen Dingen meinem Freunde das Sühnopfer bringen, das
ich ihm geschlachtet habe!"
Mit solchen Worten wandte sich der Grausame dem
Leichnam von Neuem zu, durchbohrte ihm an beiden Füßen
die Sehnen zwischen Knöchel und Fersen, durchzog sie mit
Riemen von Stierhaut, band sie am Wagensitze fest, schwang
sich in den Wagen und trieb seine Rosse mit der Geißel den
Schiffen zu, den Leichnam nachschleppend. Staubgewölk um-
wallte den Geschleiften, sein jüngst noch so liebliches Haupt
zog mit zerrüttetem Haar eine breite Furche durch den Sand.
Von der Mauer herab erblickte seine Mutter Hekuba das
grauenvolle Schauspiel, warf den Schleier ihres Hauptes
weit von sich und sah jammernd ihrem Sohne nach. Auch
der König Priamos weinte und jammerte. Geheul und
Angstruf der Trojaner und der fremden Völker hallte durch
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1.
Herakles
(V
cvfn Theben lebte ein König, Amphitryon, dessen Ge-
mahlin Alkmene hieß. Sie gebar einen Sohn, den Hera-
kles (Hercules), als dessen Vater Zeus galt, der Gott des
Himmels und der Erde. Als der Knabe acht Monate alt
war, sandte Hera, die ihm feind war, zwei Schlangen in
seine Wiege, um ihn zu tobten; aber der Knabe streckte
lächelnd seine Hände nach ihnen aus und erdrückte beide. Zeus
gewann eine besondere Vorliebe für den schönen und kraft-
vollen Sohn und verlieh ihm die Unsterblichkeit. Auch Amphi-
tryon, der sterbliche Pflegevater des Götterkindes, erkannte
die große Bestimmung des Knaben und ließ ihn frühzeitig
von den besten Meistern in allen Künsten unterrichten, durch
welche sich die Helden jener Zeit auszeichneten. Die ange-
borene Riesenkraft wuchs mit den Jahren und den Geist bil-
dete Chiron herrlich aus.
Als er zum Jüngling herangewachsen war, ging er einst
einsam in der Gegend umher, und dunkle Ahnungen der Zu-
kunft wurden in ihm rege. Unter großen Gedanken und Ent-
würfen gelangte er an einen Scheideweg. Indem er noch
überlegte, welche Richtung er einschlagen sollte, erschienen ihm
plötzlich zwei weibliche Gestalten. Die eine schön und reizend,
halb bekleidet und eitel sich selbst beschauend, ging ohne Scheu
auf den jungen Mann los und versprach ihm die höchste
Wonne und Glückseligkeit, wenn er ihr folgen wolle. „Wer
bist du?" fragte Herakles mit prüfendem Blicke. „Meine
Freunde," sprach die Göttin mit selbstgefälligem Lächeln,
„nennen mich das Vergnügen, meine Feinde aber das
Laster." Da schaute der junge Held nach der anderen Ge-
stalt, die war nicht so schön, aber auf ihrem Antlitz strahlte
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bewacht hatte, fand Herakles versteinert. Dafür mußte er
aber mit einem Riesen kämpfen, der den Garten in Besitz ge-
nommen hatte. Das war Antäos, ein Sohn der Erde,
der von seiner Mutter mit einer Wundergabe ausgestattet
war, die ihn fast unüberwindlich machte. Herakles rang mit
ihm und warf ihn mehrmals nieder. So oft aber der Riese
den mütterlichen Boden berührte, ward er neu gestärkt und
sprang mit frischen Kräften wieder auf. Als Herakles das
inne ward, hielt er ihn hoch empor und erwürgte ihn in der
Luft. Darauf trug er die goldenen Aepfel nach seinem Schiffe
und kehrte nach Mycenä zurück.
Endlich sandte Eurystheus den schwer geprüften Helden,
den er gern vernichtet hätte, in die grause Unterwelt, um
Kerberos, den Höllenhund, auf die Oberwelt zu bringen
und dann wieder zurückzuführen. Das war ein Hund mit
drei Köpfen, der statt des Schwanzes eine Schlange hatte.
Pluto, der Gott der Unterwelt, bewilligte ihm den Hund
unter der Bedingung, daß er ihn unbewaffnet binde. Herakles
stieg durch den Schlund am Vorgebirge Tänarum, wo man
sich den Eingang zur Unterwelt dachte, hinab. Hier opferte
er eine schwarze Kuh, um mit dem Blute die Schatten zu
versöhnen, und ging dann auf den Kerberos los, den er mit
seiner Riesenstärke bewältigte, nur biß ihn der Schlangenkopf
am Schwänze des Hundes in die Füße. Lebendig brachte er
den Hund vor Eurystheus, der ihm befahl, das Thier wieder
in die Unterwelt zurückzuführen.
Nachdem Herakles den Kerberos zurückgeführt hatte, war
er nach dem Beschluß der Götter von der Dienstbarkeit er-
löst. Aber es war dem Helden noch nicht beschieden, glücklich
zu sein. Das Gift vom Bisse des Höllenhundes wirkte
schleichend nach und zog ihm eine Gemüthskrankheit zu, die
sich bis zum Wahnsinn steigerte. In diesem Zustande ver-
übte er manche heillose That, plünderte sogar das Delphische
Orakel und beleidigte den Gott Apollo. Da verkündigte die
Gottheit, daß er nur dann vom Wahnsinn genesen werde,
wenn er sich abermals auf drei Jahre als Sclave vermiethe.
Er befolgte den Rath und trat in die Dienste der Om-
phale, Königin von Lydien. Hier verrichtete er von neuem
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ein Opfer brachte, übersandte sie ihm das neue Feierkleid.
Er zog es an, aber kaum erwärmte es am Körper des Helden,
als dieser einen brennenden Schmerz fühlte. Wüthend riß
er es vom Leibe, aber er riß Haut und Fleisch mit weg.
Vom Schmerz überwältigt, schleuderte er den Ueberbringer
des heillosen Geschenkes ins Meer und ließ sich dann nach
Trachis übersetzen, wo seine Gemahlin auf die Kunde von
der verderblichen Wirkung ihres Geschenkes sich bereits das
Leben genommen hatte. Herakles fühlte, daß auch er bald
aus dem irdischen Leben scheiden müsse. Vor seinem Ende
bestimmte er die Jole seinem Sohne Hvllos, seine Pfeile
schenkte er dem Philoktetes. Dann ließ er sich auf den
Berg Oeta führen, wo er mit Jolaos Hülfe einen Scheiter-
haufen errichtete. Der von Todesschmerzen gequälte Götter-
sohn bestieg den Holzstoß, Philoktetes zündete ihn an, und
Zeus Blitze verzehrten in vollends. Die Flamme tilgte das
Sterbliche am Helden: sein Geist stieg in einer Wolke zum
Olhmpos empor. Hier ward im Hebe, die Göttin der
ewigen Jugend, vermählt, und mit ihr fand er den lang er-
sehnten Frieden.
Ii.
Jason oder der Argonautenzug.
In Thessalien lag die uralte Stadt Jolkos. Als Kretheus,
der Gründer der Stadt, gestorben war, hätte ihm eigentlich
sein Sohn Aeson aus dem Throne folgen müssen, aber Pe-
lias, ein Anverwandter des königlichen Hauses, entriß ihm
die Herrschaft, und Aeson zog, um allen Streit zu verhüten,
mit seinem Sohne Jason auf das Land, wo er in Ruhe
und Frieden seine Tage verlebte. Hier beschäftigte sich Jason
angelegentlich mit dem Landbau, wurde von dem weisen
Chiron in allen Künsten unterrichtet, welche damals die Söhne
der Helden und Könige zu lernen pflegten, und wuchs zu
einem kräftigen Jünglinge heran.
Um diese Zeit war es, als Pelias dem Poseidon, dem Gott
des Meeres ein feierliches Opfer darbringen wollte und außer
vielen anderen Gästen auch den Jason zu dem Feste einlud
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Extrahierte Personennamen: Jolaos_Hülfe Jason Jason Jason
98
Verlust war auf beiden Seiten gleich groß und beide Theile
fühlten sich sehr geschwächt. Aber den Messeniern fehlte es
an Mitteln zur Fortsetzung des Krieges, dazu kamen böse
Seuchen und andere Unglückssälle, und die verheerenden
Streifzüge der Feinde dauerten fort. Die Messenier vermieden
daher offene Feldschlachten und zogen sich in die feste Berg-
stadt Jthome Zurück. Von hier aus befragten sie das Del-
phische Orakel, was zur Rettung Messeniens zu thun sei, und
erhielten den Spruch:
„Aus dem Geschlechte des Aepytos fordert das Loos eine Jungfrau:
Gieb sie des Unterreichs Göttern und retten magst du Jthome."
Das Loos traf die Tochter des Lyciskos, aber der Seher
Epebolos verbot sie zu fopfern, da die Jungfrau nicht die
Tochter des Lyciskos sei. Da bot Aristodemos, der auch aus
dem Geschlechte des Aepytos stammte und durch Kriegsthaten
ausgezeichnet war, seine Tochter freiwillig zum Opfer dar.
Aber ein Messenier liebte die Tochter des Aristodemos, erhob
Widerspruch gegen ihn und reizte durch seine Einwendungen
den Vater so sehr, daß dieser in Wuth gerieth und im Zorn
seine Tochter ermordete. Epebolos verlangte nun, daß ein
Anderer seine Tochter dazu hergebe, denn des Aristodemos
Tochter helfe ihnen nichts, da sie vom Vater ermordet, nicht
aber den Göttern geopfert sei. Nur mit Mühe bewirkte der
/.^^T^König die Erklärung des Volkes, daß es keines weiteren
Opfers bedürfe. Aus Furcht vor der Wirkung' des Orakels
wagten die Lacedämonier fünf Jahre lang keinen Angriff;
erst im sechsten erschienen sie in der Ebene vor Jthome, wo
es zu einem Treffen kam, in dem der König der Messenier
tödtlich verwundet wurde, so daß er bald darauf starb. An
seiner Stelle ward Aristodemos zum König erwählt; in den
ersten fünf Jahren seiner Regierung fielen nur kleinere Ge-
fechte vor, bis im sechsten Jahre beide Heere mit ihren Bundes-
genossen einander ein entscheidendes Treffen lieferten, in
welchem die Lacedämonier eine schwere Niederlage erlitten.
Dennoch hatten die Messender von ihrem Siege wenig Vortheil,
denn zweideutige Orakelsprüche, deren Sinn man nicht erkannte,
beunruhigten und entmuthigten sie. Im zwanzigsten Jahre
des Krieges befragten sie von neuem das Delphische Orakel,
das ihnen folgenden Spruch ertheilte:
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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99
„Wer Dreifüße zuerst an des Zeus Altar in? Jthome
Stellet im Kreis umher an der Anzahl zehen mal zeben,
Dem giebt Gott mit dem Ruhme des Kriegs die Mcssenischen Fluren."
Diese Antwort des Orakels erfuhren die Lacedämonier;
ein gemeiner Bürger verfertigte hundert Dreifüße aus Thon-
erde, und zog als Weidmann verkleidet nach Messenien, wo
er sich unter die Landleute mischte und mit ihnen in die Stadt
Jthome ging. Hier stellte er mit Einbruch der Nacht die
Dreifüße im Tempel des Zeus auf und entkam glücklich
nach Sparta. Durch diese List geriethen die Messenier in
große Bestürzung, und dazu kamen noch andere unheilbringende
Vorzeichen, die den Untergang Messeniens verkündeten: ein
Seher, der von Geburt an blind gewesen war, bekam plötzlich
das Gesicht und verlor es bald nachher wieder; die Bildsäule
der Artemis ließ ihren Schild fallen; die Hunde kamen an
einem Orte zusammen und heulten die ganze Nacht; die zum
Opfer bestimmten Widder stießen die Hörner mit solcher Ge-
walt in den Altar, daß sie von dem Stoße starben; vor allem
aber erschütterte den Aristodemos selbst ein Traumgesicht. Es
träumte ihm, er wolle zu einem Treffen ausziehen und sei
gerüstet, und die Eingeweide der Opferthiere lägen vor ihm
auf dem Tische; seine Tochter erscheine ihm in schwarzer
Kleidung und zeige ihm die ausgeschnittene Brust, und die
Erscheinung werfe das aus dem Tische liegende um, nehme
ihm die Rüstung ab, setze ihm statt ihrer einen goldenen
Kranz auf und werfe ihm ein weißes Gewand über. In
diesem Traume sah Aristodemos die Verkündigung seines nahen
Todes, er erwog, daß er vergebens der Mörder seiner Tochter
geworden sei, und da er keine Hoffnung zur Rettung seines
Vaterlandes mehr sah, tödtete er sich aus ihrem Grabe. —
Im letzten Jahre des Krieges wurde Jthome belagert und er-
obert, die meisten Messenier waren zu ihren Gastfreunden in
benachbarte Länder geflohen; die zurückgebliebenen aber wurden
von den Spartanern mit Härte behandelt und mußten die
Hälfte des Ertrags ihrer Felder nach Sparta abliefern und
bei den Begräbnissen der Spartanischen Könige und Obrig-
keiten in Trauerkleidern erscheinen, weshalb die Sieger in
ihren Liedern von ihnen sangen:
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]